Wie du dich mit deinen (inneren) Eltern aussöhnst

Schließe Frieden mit deinen Eltern

Der Vater, der immer auf Leistung ausgerichtet war und statt liebevoller Worte großzügig Kritik verteilte. Die Mutter, deren Schwäche uns dazu zwang schon früh stark zu sein oder deren Kühlheit unser Kinderseele zerrüttete. Die meisten von uns haben in der Vergangenheit Verletzungen erfahren. Auch dann, wenn die Eltern ihr Bestes gaben und es nicht zu obigen oder noch schlimmeren Desastern kam, kann unser Kinderherz tiefe Wunden davon tragen. Die starke naturgegeben Verbindung zu den Eltern, die für den Verlauf unseres Lebens immens wichtig ist, kann dadurch gekappt werden.

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Frieden mit sich selbst

Teile von Vater oder Mutter abzuweisen, bedeutet einen Teil von sich selbst abzuweisen. Wer Gefühle wie Wut oder Scham gegen seinen Eltern hegt, richtet diese Emotionen unbewusst auch an sich selbst. Anschaulich erklärt: Einen Baum kann man nicht einfach von der Erde trennen, die ihn nährt und tränkt. Seine Wurzeln haben sich tief in die Erde gebohrt. Lehnt er die Erde unter sich ab, lehnt er auch sein Leben in gewisser Weise ab. Deshalb ist die Aussöhnung mit den Eltern auch ein Friedensangebot an sich selbst.

Wichtig: Eine Aussöhnung mit den Eltern kann auch dann stattfinden und erlösend sein, wenn es keinen großen Bruch gibt und wir uns gut mit ihnen verstehen. Ebenso ist es möglich den Prozess des Versöhnens mit einem bereits verstorbenen Elternteil zu vollziehen. Dazu biete ich im heutigen Beitrag ein Know-Paket sowie eine praktische Anleitung.

Wenn wir unsere Eltern verurteilen

In vielen Fällen verurteilen wir unsere Eltern für nicht vorhandene Fähigkeiten oder ausgeprägte negative Eigenschaften. Der Vater oder die Mutter, die keine Liebe zeigen konnte, nie da oder viel zu schwach war oder ihre eigenen seelischen Wunden durch einen harten Umgang mit den Kindern kompensierte. Auch andere Mankos kommen in Frage.

Interessanterweise integrieren wir oft genau jene Eigenschaften und Züge, die wir an unseren Eltern am wenigsten leiden können, in gewisser Art und Weise in unser Erwachsenenleben. Mit den folgenden Schritten können wir diese Teile aufspüren und sogar heilen. Außerdem die wichtige Verbindung zu unseren Eltern wieder herstellen damit die Lebensenergie fließen kann.

Finde heraus, wo deine inneren Eltern dich blockieren

1. Wo hat die Verbindung einen Wackelkontakt

Ein Wackelkontakt zu den Eltern

Um zu erkennen, wie es um die Verbindung zu deinen Eltern steht, kannst du dir Folgendes vorstellen: Du bist sowohl mit deinem Vater wie auch mit deiner Mutter durch einen Lichtstrahl verbunden. Die Farbe suchst du dir selbst aus. Versuche diesen Strahl oder Strang zu spüren. Wie breit ist er? Wie stark? Finde heraus, bei wem der beiden die Verbindung stärker oder klarer ist und bei wem schmäler, schwächer und durch eine Art Wackelkontakt gestört.

2. Finde heraus, was du am meisten ablehnst

Arbeite nun mit jenem Elternteil weiter bei dem der Strang schwächer oder unklarer ist. Stell dir folgende Fragen:

  • Was an ihm/ihr lehnst du am meisten ab?
  • Wofür machst du ihm/ihr Vorwürfe?
  • Was hat er/sie getan, was er/sie nicht hätte tun sollen?
  • Was war das Schlimmste?

Überlege, ob du dich in einem Bereich deines Lebens ähnlich oder genau umgekehrt verhältst. Frage dich, ob dieses Verhalten, eine bestimmte Überzeugung oder Denkweise, die mit diesem Elternteil in Verbindung steht, blockiert oder weiterbringt.

3. Finde deine persönliche Erklärung

Versuche anschließend eine schlüssige Erklärung zu finden, warum du dich einem deiner Elternteile sehr ähnlich oder vehement gegenteilig verhältst. Manchmal versuchen wir unbewusst einen Ausgleich zu schaffen. Das führt entweder zu einem derart extrem ausgeprägten Gegenverhalten, das uns das Leben richtig schwer machen kann oder zu einem sehr ähnlichen Muster, welches dazu führen kann, dass wir uns selbst missachten.

Wenn unsere Mutter beispielsweise eine zurückhaltende Frau war, die nie den ersten Schritt tat oder Partei für jemanden ergriff, kann es geschehen, dass wir selbst sehr laut, engagiert und verantwortungsbewusst werden. Obwohl das gute Eigenschaften sind, können sie bei einem Extremverhalten schädlich werden. Beispielsweise kann dadurch ein Helfersyndrom, brutale Dominanz oder gar ein Burnout entstehen.

Umgekehrt kann es passieren, dass wir das Verhalten jenes Elternteils, den wir verachten, nachahmen. Im systemischen Familiennetz erklärt sich dieser Effekt so: Wir werden unbewusst so wie der „verurteilte“ Elternteil um Solidarität herzustellen. Etwas in uns wünscht sich die Versöhnung.

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Mach dir bewusst welches Programm bei dir eventuell abläuft. Das Erkennen der Musterfalle alleine führt oftmals schon zu einer Erleichterung.

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Versöhnung mit deinen inneren Eltern

Nach der Erkenntnis, ist die erlebte Versöhnung ein Prozess, der dabei hilft negative Muster und Blockaden aufzulösen. Dazu habe ich drei Anregungen bzw. Übungen mitgebracht.

1. Verständnis

Familie - Aussöhnung mit den inneren Eltern

Was auch immer du deiner Mutter oder deinem Vater vorwirfst, mach dir bewusst, dass er oder sie erst durch eigene schmerzhafte Erfahrungen diese ungünstigen Qualitäten oder Eigenschaften entwickelt hat. Stell dir vor deinem inneren Auge vor wie schlimm die Erfahrung für diesen Elternteil gewesen sein muss, auch dann, wenn du vielleicht nicht weißt, wodurch dein Vater oder deine Mutter geprägt wurden. Mach dir außerdem bewusst, dass deine Eltern auch wenn ihnen Fehler unterliefen, versuchten ihr Bestes zu geben.

2. Die Eltern vor dem inneren Auge treffen

Ob eine Versöhnung tatsächlich oder aber nur vor unserem inneren Auge stattfindet, macht für unser Gehirn keinen Unterschied. Diese wissenschaftliche Erkenntnis können wir uns zunutze machen und so ein heilsames inneres Versöhnungsgespräch mit unseren Eltern erschaffen. In diesem Gespräch sagst du deinen Eltern alles, was dich damals so sehr verletzt, wütend oder traurig gemacht hat. Der betroffene Elternteil geht in deiner Vorstellung auf deine Worte ein und nimmt dir alles, was du über die Jahre mitgeschleppt hast, wieder ab. Eventuell endet dieses Gespräch mit einer versöhnlichen Umarmung.

Bei schweren seelischen Narben, empfiehlt sich für diesen Prozess die Unterstützung eines Experten.

3. Sich eine liebevolle Erinnerung schaffen

Der häufigste unausgesprochene Vorwurf, den wir gegen unsere Eltern hegen, ist mangelnde Liebe. Unser kritischer Blick und viele bewusste Erinnerungen nähren diese Überzeugung. Vieles von dem, was wir mit unseren Eltern erlebt haben, beispielsweise in den ersten zwei Lebensjahren, wissen wir aber gar nicht mehr. Bestimmt gab es da so manch einen Augenblick der Liebe. Also nutze den obigen Visualisierungseffekt erneut und erschaffe ein wunderschönes Liebesbild aus deiner Kindheit. Zum Beispiel kannst du dir vorstellen wie dich deine Mutter als du noch ein Baby warst, liebevoll im Arm gehalten und dich dabei zärtlich angelächelt hat.

Persönliche Worte:

Wichtig ist mir an dieser Stelle zu erwähnen, dass die meisten Eltern wahrlich ihr Bestes gaben und es fast unmöglich ist, dass eine Kinderseele keine Narben davon trägt. Wer sich von diesem Thema stark angesprochen fühlt, dem empfehle ich außerdem weiterführende Lektüre. In meinem Buch Honigperlen (Amazon Bestseller) widme ich den Narben der Vergangenheit einen ganzen Buchteil.

Falls du noch tiefer in die innere-Kind-Arbeit und die heilsame Wirkung auf dein Leben eintauchen möchtest, dann schau dir gerne mein Herzensprojekt – 6-Wochen-Intensivkurs „Befreie und heile dein inneres Kind“ an.

Auch in meinem einzigartigen Selbstliebe Lehrgang (Variante mir zuliebe oder Selbstliebe-Trainer) gibt es ein ganzes Modul für dein inneres Kind.

Ich wünsche dir viel Achtsamkeit und Geduld bei den versöhnlichen Schritten mit deinen Eltern. Deine Melanie

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4 Kommentare

  1. Liebe Melanie, heute muss ich Dir unbedingt mal schreiben. Danke für die wundervollen Beiträge der letzten Zeit. Ich freue mich jede Woche wieder drauf. Der heutige Beitrag hat es mir besonders angetan. Meiner Oma habe ich lange gegrollt, da sie in der kurzen Zeit, die wir füreinander hätten gehabt haben können, keine Zeit für mich hatte. Die war einerseits in den 50er Jahren aus der Entfernung Ost – West entstanden, aber wie mir über die Jahre klar wurde auch aus Unstimmigkeiten zwischen meiner Mutti und ihr.
    Vor mehreren Wochen habe ich ein Jugendbildnis von ihr gefunden, ihren Lebenslauf Revue passieren lassen, viele Ähnlichkeiten nicht nur äußerlich mit ihr gefunden, mit ihr“gesprochen“. Und ich konnte verzeihen! Ein sehr, sehr schönes Gefühl
    Liebe Grüße

    • Liebe Eli!
      Danke für dein wertvolles Kommentar. Das klingt wirklich schön. Ich habe vor Kurzem ein sehr interessanten Buch gelesen, das auch die Generationen vor unseren Eltern in die Versöhnung integriert. Falls es dich interessiert es heißt: Dieser Schmerz ist nicht meiner – wie du dich mit dem seelischen Erbe deiner Familie aussöhnst.
      herzliche Grüße

  2. Liebe Melanie, ich kenne meinen Vater garnicht und meine Mutter lieb ich, kann sie aber nicht leiden.
    Ich kann ihr Verhalten in meiner Kindheit nachvollziehen, sie hat ja auch ihre eigene „Geschichte“. So sag ich mir: die Vergangenheit ist vorbei, was zählt ist das Hier und Jetzt!
    Ja und im Hier und Jetzt ist es immer noch bescheiden… sie stellt sich immer in den Mittelpunkt gibt ungefragt Ratschläge und raubt mir meine Energie… ich will einfach nichts mit ihr zu tun haben, dann fühl ich mich besser. Aber das gehört sich nicht und so hab ich ein schlechtes Gewissen… Ich habe inzwischen gelernt meine eigene Mutter zu sein, da fühle ich mich geborgen und aufgehoben bei mir ;-)… jetzt frag ich mich, was ist mit meinen Wurzeln?… muss doch auch ohne gehen… was ist mit Vollwaisen die müssen ja auch damit klar kommen…

    viele Grüße Carmen

    • Liebe Carmen!
      Ich denke es spricht nichts dagegen, dass du dich von deiner Mutter abgrenzt.
      Ich spreche in diesem Blog von der inneren Versöhnung. D.h. dass man seinen Frieden mit den Eltern findet. Es bedeutet nicht, dass man sie jede Woche sehen muss.
      Ich wünsche dir auf deinem Weg alles Liebe und viel Kraft.
      vlg, deine Melanie

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