Abgrenzung: Wie du aufhörst dich von den Launen anderer abhängig zu machen

Selbstschutz durch Abgrenzung

Montag Morgen. Susanne kommt ins Büro, zieht ihren Mantel aus und startet den PC. „Frau Wichtel sind sie endlich daaaaa,“ hört sie ihren Boss laut rufen. Der Klang seiner Stimme verrät, dass er heute richtig schlechte Laune hat. Susanne tut das, was sie in dieser Situation immer tut. Um so mühsamer und grantiger ihr Chef ist, desto mehr bemüht sie sich ihm alles recht zu machen.

Kommt dir diese Anekdote bekannt vor? Verhältst du dich deinem Boss, deinen Kollegen, deinem Partner oder anderen Menschen gegenüber auch manchmal so? Viele Menschen reagieren in Situationen, in denen sie schlecht behandelt, ignoriert oder böswillig kritisiert werden ähnlich wie Susanne. Sie versuchen das unhöflich bis kränkende Verhalten des anderen durch übertriebene Freundlichkeit und Bemühungen auszugleichen. Aus der Metaebene betrachtet ist klar, dass man dort, wo man Schläge durch verbale Angriffe oder Ignoranz einkassiert, nicht bleiben sollte. Schließlich hat niemand, der sich derart verhält, positive Zugeständnisse verdient.

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Hier ist Abgrenzung angesagt!

Warum reagieren viele von uns dennoch positiv anstatt sich abzugrenzen? Unser Instinkt, der stets nach Harmonie strebt, sowie das nur allzu menschliche Bedürfnis gemocht zu werden, sind hierfür verantwortlich. Wir brauchen die Zuneigung unserer Mitmenschen so sehr, dass unsere Sehnsucht in derartigen Situationen überhand gewinnt. Wir lassen uns also von unserer Angst leiten, anstatt auf den Verstand zu hören, der in diesem Moment sagen würde: „Bist du verrückt! Lass dich doch nicht so mies behandeln. Grenz dich ab und überlasse den Miesepeter sich selbst.“

Abgrenzung ist Kopfsache

Obwohl ich ein Fan des Bauchgefühles bin, brauchen wir in solchen Situationen unseren Verstand. Das liegt daran, dass unsere Urangst abgelehnt oder alleine gelassen zu werden derart groß ist, dass sie in diesen Momenten alle anderen Emotionen, wie beispielsweise Kränkungen, verdrängt. Kurzfristig fühlt es sich dann vielleicht besser an auf den Bauch zu hören, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Langfristig aber sind derartige Verhaltensweise harte Schläge gegen das eigene Selbstwertgefühl.

Gefühle als Frühwarnsystem für notwendige Abgrenzung

Frau Abgrenzung

Um frühzeitig zu erkennen, wann wir uns derart unterwürfig verhalten, sind unsere Gefühle dennoch ein guter Indikator. Immer dann, wenn wir uns in Gegenwart eines anderen klein, ausgegrenzt, nutzlos, ausgeliefert, schwach, wertlos, unter Druck oder besonders verletzlich fühlen, ist Vorsicht geboten. Empfinden wir so laufen wir nämlich Gefahr uns zum Opfer der Laune des anderen zu machen.

Wie kann man lernen sich in solchen Situationen abzugrenzen?

Wenn du bemerkst, dass das schlechte Verhalten eines Mitmenschen dich derart beklemmt, dass du dich ihm gegenüber geduckt und vorsichtig verhältst, dann ist es Zeit eine Grenze zu ziehen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeit. Die radikalste zuerst:

1. Abgrenzung, indem du den Spieß umdrehst

Diese Variante erfordert Mut und Selbstvertrauen. Jemand, der dich schlecht behandelt, hat nichts anders verdient also ebenso zu erfahren, wie man sich fühlt, wenn der andere einen derartigen Umgang pflegt. Diese Methode ist keinesfalls eine Dauerlösung, aber sie kann dabei helfen dem Gegenüber verständlich zu machen, wie schmerzhaft sein Verhalten ist. Am besten stellst du dich dazu gedanklich auf einen Sockel. Von hier aus behandelst du den anderen dann einige Minuten von oben herab. Das integriert Gereiztheit, miese Laune und Unhöflichkeit.

Durch dieses Verhalten kommt es dann entweder zu einer Konfrontationen, die gleichzeitig die Möglichkeit bietet auf Augenhöhe über diesen Beziehungskonflikt zu sprechen oder aber der Spieß dreht sich um. Häufig erweckt ein derartiges Verhalten im anderen ähnlich unangenehme Gefühle wie in dir. Sollte sich das in seinem Verhalten widerspiegeln, so ist das der richtige Zeitpunkt um das Umgangsproblem offen anzusprechen.

2. Abgrenzung, indem du gehst!
Frau geht

Eine weitere Möglichkeit der Abgrenzung ist es, die Situation einfach zu verlassen. Pfeif‘ hier und da einfach einmal auf die Harmonie und sei dir dessen bewusst, dass dein Wohlbefinden wichtiger ist. Wenn dich also jemand schlecht behandelt bzw. du dich seinen Launen ausgeliefert fühlst, verlasse die Situation und tue anschließend genau das, was du brauchst um dich wertvoll zu fühlen. Eine Einheit Selbstliebe beispielsweise. Entweder bemerkt der andere durch deine Abgrenzung direkt, dass sein falsches Verhalten Konsequenzen hat oder aber er beginnt nachzufragen, wodurch sich ein bewusstseinsveränderndes Gespräch ergeben kann.

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3. Abgrenzung, indem du das Problem direkt ansprichst

Eine sehr pragmatische und authentische Möglichkeit ist die direkte Ansprache. In vielen Fällen ist dem anderen nicht bewusst wie herablassend oder respektlos er sich verhält. Vor allem dann, wenn man selbst bisher auf sein Verhalten immer mit positiver Resonanz geantwortet hat. Eine direkte Ansprache gibt ihm die Möglichkeit sich dessen bewusst zu werden und entsprechende Änderungen in seinem Umgang vorzunehmen.

4. Abgrenzung durch Neutralität

Nicht immer haben wir die Möglichkeit einen Konflikt offenen auszutragen oder uns vom Miesepeter zu entfernen. Mit Kindern oder im Job beispielsweise ist das oft schwierig. Hier bleibt nur eine Variante. Hülle dich in eine gedankliche Schutzmembran. Stell dir vor deinem inneren Auge vor, dass nichts was der andere tut oder sagt durch diese Membran durchdringen kann. Anschließend versuchst du dich genau dementsprechend zu verhalten. Neutral! Weder zeigst du dich wütend noch besonders zuvorkommend oder freundlich. Langfristig setzt du so dem Dominanzspiel mit deinen Gefühlen ein Ende. Denn wenn auf eine Aktion keine Reaktion folgt, bemerkt das auch dein Gegenüber und verändert dementsprechend sein Verhalten.

Abgrenzung, dir selbst zu Liebe – Persönliches Statement

Ich habe viele Jahre gebraucht um den Mechanismus dieses Dominanzspiels zu durchblicken. Nachdem ich mich für einen liebevollen Umgang mit mir selbst entschieden habe, lernte ich Schritt für Schritt mich gegen emotionale Schläge zu schützen. Ich wünsche dir von Herzen den notwendigen Mut und die Achtsamkeit, die du für eine gesunde Abgrenzung benötigst.

Wenn du dir dabei Unterstützung wünscht und endlich die volle Kraft der Selbstliebe in dir freisetzen möchtest, um den Sprung in ein erfüllteres Leben zu starten, schau dir gerne meinen Selbstliebe-Lehrgang (nur für dich oder Selbstliebe-Trainer) an.

Deine Melanie

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10 Kommentare

  1. Danke für die Worte! Habe gerade so eine Situation mit meiner Chefin und im Bekanntenkreis. Werde es gleich ausprobieren!

  2. Danke für dieses Beitrag! Ich finde es bemerkenswert, wie du es immer wieder schaffst, diese Alltagssituationen zu analysieren und auf den Punkt zu bringen, die wir alle hin und wieder erleben, aber oft nicht bewusst erkennen oder in Worte fassen können. Und danke auch für die Lösungsstrategien, die du aufzählst, für derartige Situationen, in denen man sich so ausgeliefert fühlt, weil sie so wenig greifbar sind. Toller Artikel!

    • Liebe Gisela!
      Ich freu mich sehr von dir zu lesen und vor allem darüber, dass du meine Artikeln noch immer verfolgst.
      Schön, dass ich deinen Alltag ein wenig inspirieren durfte. Ich wünsche dir viel Kraft dazu, um möglichst viele Stimmungen und Launen, die dir nicht bekommen, abzuwenden.
      Herzlichst alles Liebe, deine Melanie

  3. Tolle Worte und vor allem richtig! Vor zig Jahren habe ich das auch für mich entdeckt, nicht weil mich interessiert hat ob mich jemand mag; sondern weil ich innerlich Ruhe finden musste und so hab ich die Schritte gewählt denn Harmonie ist wichtig für den inneren Frieden! Leider hab ich es kurz verloren, aber wenn mit 40 das erste mal einen Menschen triffst der dich umhaut kann man ins Stolpern kommen! Dieser Mensch fehlt und das bis zu meinem Lebensende und könnte ich Zeit zurück drehen wäre ich nicht mehr so verschüchtert denn dadurch haben beide verloren! Aber dankbar denn durch den Verlust hab ich mich wieder gefunden

    • Liebe Michaela!
      Danke für dein Feedback und dass du auch deine starke Geschichte mit uns teilst.
      Herzlich, deine Melanie

  4. Hi das gleiche problem habe ich in 16 jahren in einer Mietwohnung gehabt, mancher meint als mieterdereigentümer in dem haus zu sein und kennt keine friertage und Ruhezeiten ab 22.00 Uhr und denkt wenn mal bei dir was ansteht mit bohren rumzustänkern und son sch…..
    Jetzt Eigentum Freihstehendes Haus mit riesen Garten wo dein Nachbar über Kinder sich aufregt die laut im Garten wären, da denkt man sich so das war das 2.mal ein drittes wird es nicht geben, ich Grüße trotzdem aber beobachte natürlich dieses miese verhalten und Abgrenzung ist echt die beste Methode.

  5. Liebe Melanie, auch ich kenne solche Situationen. Mir passierte es des Öfteren, dass mich meine Chefin in ihr Büro bestellte und wenn ich eintrat, war sie fürchterlich am Schimpfen. Das hat mich immer total verunsichert sichert, weil ich dachte, es hätte mit mir zu tun. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und fragte sie, ob ich etwas falsch gemacht hätte. Sie schüttelte sich kurz,als wäre sie völligen Gedanken versunken gewesen, lächelte mich an und meinte, ach sie sind doch gar nicht gemeint! Diese Technik wende ich seither des Öfteren an und es hat mir schon oft aus solchen unangenehmen Situationen herausgeholfen!

    • Danke für dein wertvolles Kommentar!
      Das zeigt wunderbar auf, dass wir die Außenwelt immer auf uns beziehen, obwohl sie oftmals gar nichts mit uns zu tun hat. Sich das bewusst zu machen ist eine sehr gute Möglichkeit der Abgrenzung.
      Herzlich, deine Melanie

  6. Hallo, so wertvoll, was du hier preis gibst. Ich danke dir dafür. Ich habe erst kürzlich eine neue Stelle begonnen und nach kurzer Zeit hat sich jemand offenbart, wo ich dieses Gefühl bekomme. Im ersten Moment sehr sympathisch und plötzlich legt ein Schalter um, und die Person wird dominant und untergriffig. Ich werde mich nun versuchen abzugrenzen. Lg

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