Sind wir unseren Gefühlen hilflos ausgeliefert?

Gefühle – Wieso? Weshalb? Warum?

Gefühle – woher kommen sie, warum lassen sie uns manchmal keine Ruhe und sind wir ihnen tatsächlich hilflos ausgeliefert? Bevor ich dazu komme, möchte ich euch eine Situation schildern, der ich neulich ausgesetzt war.

Gut gelaunt spaziere ich in den Supermarkt. Ich denke an den bevorstehenden freien Tag und spüre die aufkeimende Vorfreude. Im Supermarkt angekommen, suche ich mir ein bisschen frisches Gemüse und Obst aus. Ich wiege gerade die Äpfel als ich sehe, wie mich zwei gut gekleidete Damen kritisch beäugen und dabei flüstern.

„Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht“, frage ich mich und bemerke wie das eben noch dagewesene Gefühl der Freude und Unbeschwertheit sich verabschiedet. Unbewusst gesellen sich nun noch weitere negative Gedanken hinzu. „Wieso passiert das immer mir? Was habe ich bloß an mir, dass die Leute mich auf den ersten Blick nicht ausstehen können?“ Die Gedanken überschlagen sich und plötzlich ist mein Selbstwert im Keller, meine gute Laune verfolgen und Traurigkeit macht sich breit.

Gedanken erschaffen Gefühle, oftmals unbewusst

Und habe ich mir dieses Gefühl jetzt ausgesucht? Nein natürlich nicht. Fakt ist, obwohl ich es nicht wollte, habe ich selbst die Gedanken, die das negative Gefühl ausgelöst haben, produziert. Die Situation hat vergangene schmerzhafte Erlebnisse getriggert und dadurch gespeicherte Gedanken und Glaubenssätze hervorgerufen. Der folgende Ablauf zeigt, wie sowohl negative aber auch positive Gefühle entstehen:

  • Eine Situation tritt ein
  • Assoziationen und Gedanken entstehen (oft unbewusst)
  • Eine chemische Reaktion findet statt
  • Das Gefühl ist zum Leben erweckt

Nach dem Supermarkt – wie ging es weiter mit den Gefühlen?

Beim nachhause Spazieren reflektierte ich meine Gedanken und verstand dadurch, was so eben mit mir geschehen war. Sofort entschied ich mich für neue Gedanken: „So ein schöner, sonniger Tag heute. Jetzt werde ich mir erstmals ein leckeres Frühstück am Balkon gönnen und einfach nur genießen. Und dann werde ich meine Kreativität walten lassen und einen schönen Text schreiben… “ Im Nu kehrte die Vorfreude auf den Tag wieder zurück und die negativen Gefühle klangen ab.

Soll man negative Gefühle unterdrücken?

Nein! Negative Gefühle sollte man nicht generell unterdrücken. Oftmals aber ergeht es einem so, wie mir im Supermarkt. Kleine, beinahe nichtige Geschehnisse im Außen und unsere Interpretation dieser, lösen negative Gefühle aus. In solchen Situationen ist ein bewusster gedanklicher Eingriff auf jeden Fall hilfreich.

Handelt es sich hingegen um wiederkehrende starke negative Gefühle macht es Sinn diese auch zu leben. Schlussendlich bleibt uns auch nichts anderes übrig. Denn wurde das Gefühl durch einen gedanklichen Prozess erstmals ausgelöst, ist es bei starken Gefühlen für einen Gedankenwechsel oft schon zu spät.

Starke Gefühle wollen gelebt werden

Erst, wenn wir den starken Gefühlen jene Aufmerksamkeit zukommen lassen, nach der sie sich sehnen, sind sie in der Lage sich zu wandeln oder weiterzuziehen. Ich denke dabei gerne an den Eisladen, bei dem ich mich immer gefühlte zwei Stunden anstelle. Bevor ich aber kein Eis bekomme und somit mein Bedürfnis nach Süßem nicht gestillt ist, macht es keinen Sinn mich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Was, wenn die negativen Gefühle immer wieder kommen?

Natürlich haben manche Gefühle die Tendenz sich zu wiederholen. Das liegt vor allem daran, dass sie in der Vergangenheit erzeugt wurden und viele Jahre Zeit hatten sich zu verankern. Einmal richtig traurig sein oder einmal positiv denken, ist dann nicht genug. Was aber Sinn macht ist eine regelmäßige Kombination:

  • Wenn die negative Gefühle hochkommen, so lasse sie zu. Versuche aber auch zu erforschen auf welches Bedürfnis sie dich vielleicht hinweisen möchten.
  • Frage dich, was du jetzt tun könntest, um dieses Bedürfnis zu stillen. Zum Beispiel: Fühlst du dich ungeliebt? So sehnst du dich vielleicht nach Liebe. Dann liebe dich heute einfach mal selbst. Verwöhne dich. Umarme dich. Und achte darauf, dass sich deine Liebe zu dir selbst auch in deinen Gedanken widerspiegelt.
  • Nachdem du das Gefühl zugelassen und dich dazu entschlossen hast deine Bedürfnisse zu erfüllen, machst du einen „Break“. Die Gefühle durften da sein und bekamen deine Aufmerksamkeit, aber nach einer Weile ist es auch genug damit.
  • Nun nützt du deine Fähigkeit selbstbestimmt zu denken und fokussierst dich auf etwas Positives in deinem Leben. Ein Vorfreude-Erlebnis, ein gutes Buch, eine Erledigung, die Spaß macht oder das Zelebrieren deiner Selbstliebe.
Auch interessant:  Schäm' dich! Warum unsere Seele unter Schamgefühlen leidet

Gefühle sind immer richtig!

Manche Menschen werden von Selbstzweifeln geplagt, weil sie ihre Gefühle nicht ausstehen können. Einige meinen sogar Gefühle machen einem nur das Leben schwer.

Das sehe ich anders! Gefühle sind durchaus hilfreich. Sie zeigen auf, wenn wir uns in einer unangenehmen Situation befinden und geben uns dadurch die Möglichkeit diese zu verändern. Sie helfen uns dabei Vergangenes zu verarbeiten anstatt es zu vergraben. Und sie sind maßgeblich für unser Lebensglück verantwortlich. Denn könnten wir Liebe, Freude und Lust nicht empfinden, so wäre unser Leben wohl eine leer Hülle.

Herzlichen Gruß – deine Melanie

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10 Kommentare

  1. Hallo Melanie!
    Was für ein schöner Artikel. Eigenartigerweise habe ich mir in den letzten Tagen sehr viele Gedanken darüber gemacht, woher meine wiederkehrenden Gefühle zu einem bestimmten Lebensthema stammen. Und siehe da – nun habe ich die Idee einer Antwort darauf. Ich danke dir sehr für die anregenden Worte.
    Bestimmt schaue ich bald wieder bei dir vorbei.
    Liebe Grüße deine Franzi

    • Liebe Franzi!
      Schön, dass mein Beitragsthema dir zusagt bzw. dich sogar inspiriert. Es freut mich immer wieder zu lesen, dass Menschen meine Wahrnehmungen teilen und offen für neue Perspektiven und Ideen sind.
      Herzlichen Gruß

  2. Oh.Ja. Das kennt wohl ein Jeder. Man wurde erzogen der Gesellschaft zu gefallen und wenn es dann Kritik gibt, kann man nicht so schnell damit umgehen.
    Obwohl ich nicht nach der Gesellschaft leben möchte, stört es mich doch auch – je nach Tagesverfassung – wenn mich jemand schief ansieht oder vor mir tuschelt.
    Ich habe einen Trick entwickelt. Ich sehe diese Gucker und Tuschler als Trolle an, denn sie sind nichts anderes, wenn sie ihre Unzufriedenheit auf andere lenken. Ich stelle sie mir mit langen Ohren und Knollnase vor und dann muss ich acht geben, dass ich nicht vor ihnen in Gelächter ausbreche.
    Gelingt zwar nicht immer, aber immer öfter. Ist auch eine Sache des Trainings. 😀
    LG
    Edith

    • Ja! Es ist wohl auch eine Sache des Trainings – des Gedankentrainings – kurzum Mentaltrainings.
      Gedanken liegen in unserer Macht. Und mit ihnen alleine kann man schon mal vieles bewirken. Klingt einfach, bracht aber Übung.
      Herzlichen Dank für deine Kommentar. Lieben Gruß Melanie

  3. Oh ja, manchmal ist man geneigt, seine Gefühle zu verfluchen, aber ja wir brauchen sie, denn sie enthalten immer auch eine Botschaft an uns selbst. Und ohne die negativen gäbe es ja die positiven auch nicht 😉 Finde ich super, dass du das Thema aufgreifst!
    lg Sarah

    • Liebe Sahra!
      Herzlichen Dank für deinen wunderbaren Input. Lieben Gruß Melanie

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