Aussteigen – der Weg zu mir

Weniger ist mehr – Aussteigen

Silke hat es geschafft ihren Lebenstraum vom Aussteigen zu verwirklichen. Nach einer Karriere als IT Trainerin und Projektmanagerin schlug sie einen ganz anderen Weg ein. Sie verabschiedete sich von gesellschaftlichen und materiellen Standards und lebt seither mit der Natur vereint in ihrem Wohnwagen, der halb so groß ist, wie das durchschnittliche Wohnzimmer eines Mitteleuropäers. Wie ihr minimalistisches, glückliches, neues Leben aussieht erzählt sie mir heute.

Liebe Silke! Seit Sommer letzten Jahres lebst du deinen Minimalismus voll aus. Was hat dich dazu bewegt dich von den in unserer Gesellschaft weit verbreiteten Materialismus zu entfernen?

Mein heutiger Alltag ist die Folge eines Prozesses. Ich habe mich lange auf das Aussteigen vorbereitet! Begonnen hat alles mit der Idee meine LEBENSmittel nicht mehr vorwiegend im Supermarkt einzukaufen. Ich gründete eine Lebensmittelkooperative, die ihre Lebensmittel regional und saisonal bei Bauern ihres Vertrauens kauft. Dadurch änderte sich mein Konsumverhalten enorm. Der bewusste Umgang mit den Lebensmittel übertrug sich mehr und mehr auch auf andere Lebensbereiche.

Mein grundsätzlicher Beweggrund war mit Sicherheit auch meine spirituelle Lebenseinstellung, die den Drang selbstbestimmt und im Urvertrauen zu leben in mir bestärkte. Mir wurde bewusst, dass ich ohnehin in Fülle lebe und, dass der Sinn meines Lebens nicht darin bestehen kann mich für Wohnraumkosten und Energiekosten täglich abzuschuften. Ich möchte das tun, was ich gerne mache und vor allem Zeit für mich haben, um alle Facetten meines Seins erforschen zu können.

Wie kann man sich einen gewöhnlich minimalistischen Tag bei dir vorstellen. Auf was außer einer warmen Wohnung verzichtest du noch?

Ich wohne in einem Wohnwagen, der kein fließend Wasser hat – ich verzichte also auch auf die warme Dusche auf Knopfdruck. Wasser wird am Gasherd gewärmt und dann in einen Kanister umgefüllt. Das Wasser selbst hole ich mit Kanistern vom Brunnen. Strom liefert mir eine kleine Solarpaneele.

Mein Kleiderschrank ist ungefähr so groß wie dein Nachtkästchen. Du kannst dir wahrscheinlich kaum vorstellen, wie einfach es dadurch für mich ist etwas passendes zum Anziehen zu finden.

Du sagst das Aussteigen und in Folge der Minimalismus haben dich wieder zu dir selbst geführt. Wie hast du auf diesem Weg dich selbst gefunden?

Ich habe mich selbst schon lange nicht mehr so sehr gespürt! Wenn du erst das Wasser warm machen musst um zu duschen, mit deinem Strom haushalten musst und nicht einfach alles auf Knopfdruck und mit einer Selbstverständlichkeit funktioniert, kommst du in eine 100%-ige Selbstverantwortung für alles was du möchtest. Dadurch führt mich meine Lebensart und Weise immer wieder zu mir selbst.

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Ich habe alles in der Hand und darf jeden Tag selbst entscheiden, was ich wirklich möchte und was mir selbst wirklich wichtig ist.

Wie geht es in Folge mit dir und deinem minimalistischen Leben weiter – welche Pläne gibt es?

Das Leben im Wohnwagen ist nicht mein Endziel. Es unterstützt mich lediglich auf meinem Weg. Ich baue mir für die Zukunft ein autarkes Holzhaus auf Rädern (Tiny-House), in dem ich ab Sommer 2017 leben möchte. Auf kleinem Raum – ca. 30 m²- und nur auf das Wesentliche konzentriert, lebe ich damit „fast“ in Einheit mit der Natur. Ich sehe es als meine Höhle, in die ich mich beispielsweise bei schlechtem Wetter zurückziehen kann.

Grundsätzlich aber werde ich mich hauptsächlich im Freien aufhalten. Auch die Küche wird sich im Outdoorbereich befinden. Dabei ist es mir wichtig so ökologisch wie möglich zu bauen und damit autark zu sein. Ich werde weder einen Wasseranschluss noch einen Stromanschluss im klassischen Sinne haben.

Gibt es etwas Materielles, das du dennoch vermisst?

Ich habe über diese Frage lange nachgedacht. Was ich derzeit vermisse, ist die Möglichkeit immer und ohne vorher überlegen zu müssen, ob mir genügend Akkulaufzeit zur Verfügung steht, Musik zu hören. Aber auch dieser Nachteil wird sich aufheben, sobald ich in mein Tiny House einziehe.

Hast du Tipps für Normalverbraucher, die sich ein wenig in Richtung Minimalismus bewegen möchte? Wo beginnt man am besten mit dem Verzichten bzw. Bewusst leben?

Mir half die Überlegung, ob ich durch die Werbung und mein Umfeld bestimmt leben möchte oder mein Leben lieber selbst in die Hand nehmen will.

Ein geeigneter Beginn dazu ist beispielsweise der eigene Kleiderkasten sowie auch der Umgang mit Lebensmitteln.
So sehr man auch minimalistisch lebt einen gewissen Lebensunterhalt benötigt man trotzdem – wovon lebst du?

Ich lebe von meiner Leidenschaft – der Fotografie. Ich liebe es mit Menschen zusammen zu arbeiten und diese in Bildern einzufangen. Am liebsten fotografiere ich Kinder, Babies oder Familien. Aber auch Menschen, die ihre Berufung leben. Mehr dazu: www.silberfoto.at

Gibt es eine Botschaft die du in Welt hinausrufen möchtest?

Lass los von Dingen, die dir nicht dienlich sind, sei integer zu dir selbst und lass es dir gut gehen!

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10 Kommentare

  1. Ein toller Einblick in ein ganz anderes Leben. Vielen Dank, dass du dein Leben und deine Beweggründe hier beschrieben hast. Es zeigt, dass vermutlich viele von uns ganz viel aus ihrem Leben wegschneiden könnten…und damit viel zufriedener wären.

    LG Nicole

  2. Liebe Silke, ich finde es toll, dass es Menschen wie dich gibt. Es ist mutig aus einer scheinbar abgesicherten Welt auszusteigen. Ein heimlicher Traum von mir, für den ich wahrscheinlich noch einige Jahre brauchen werde….wenn überhaupt. Ich gratuliete dir zu deinem Schritt und wünsche dir viel Glück. Der Bericht war sehr ermunternd und interessant für mich.

    • Liebe Elke – danke für dein Kommentar! Ich werde es gerne an Silke weiterleiten 🙂 Und mir ergeht es auch so – ich bewundere den Mut von Silke – gleichzeitig auch ihre Selbstbestimmung. Es inspiriert mich darin meinen Weg außerhalb des Hamsterrades langsam aber sicher weiterzugehen.

    • Liebe Petra!
      Das musst du sie bitte persönlich fragen – allerdings kann ich dir sagen, dass sie auch hierfür eine Lösung gefunden hat. Ich denke ihre Tochter ist in einem Alter, wo sie keine 24 Stunden Mami-Versorgung mehr braucht (bloß meine Meinung dazu)

  3. Wow, ich bewundere Silkes Mut. Ich glaube jeder von uns hat sich schon einmal wie der Hamster im Hamsterrad der Gesellschaft gefühlt und wäre am liebsten direkt ausgerissen. Es aber tatsächlich umzusetzen, einen Plan zu verwirklichen, dazu gehört Mut und und Durchhaltevermögen. Das Interview hätte sehr, sehr gern doppel so lang sein dürfen! Fände es toll immer mal wieder etwas von Silke zu erfahren.

    Tolles Interview, Melanie!
    Liebe Grüße
    Dani

    • Danke Dani! Ja war auch für mich sehr inspirierend. Ich kann es ihr auch ein klein wenig nachempfinden – da ich gerade selbst immer wieder die Grenzenlosigkeit verspüre, die mich vereinnahmt, wenn ich mich von gesellschaftlichen Beschränkungen entferne 🙂

  4. Liebe Melanie,
    danke für die tolle Idee von Silke zu berichten, dein Interview und an Silke, die sich traut, ihr Leben nicht nach den Normen auszurichten, sondern nach ihren Bedürfnissen.
    Wunderbar. Sehr inspirierend. Und wenn ich sicher nicht alles gleich umsetzen würde, aber zum Nachdenken regt es sehr an und ich freue mich auf die Veränderungen in meinem Leben.
    Ich wünsche Silke ganz viel Kraft für all ihre Ideen und dir weitere tolle inspirierende Interviews.
    Lieben Gruß von Sabine

    • Liebe Sabine!
      Wir freuen uns, dass wir auch dich ein wenig inspiriert haben.
      Mir ergeht es ähnlich – Silkes Lebensstil hat auch mich zum Nachdenken angeregt. Lieben Gruß

  5. Ja, so ein Micro House wird von mir seit Jahren geträumt und die Wohnwagen Wohnungen auch schon. Zu mehr bin ich nicht gekommen. Werde das analysieren.

Kommentare sind geschlossen.